Kiefer muss es wissen, denn er ist auch gelernter Zimmermann. Vor seiner Tätigkeit bei der GBG hat er eine Zimmerei geführt und war danach in einem Architekturbüro tätig, das unter anderem auf Holzbau spezialisiert war.
„Ein Holzbau ist eine Art ‚Klima-Kredit‘.“
Gregor Kiefer
Holzbau ist im Trend. Der Baustoff hat den Ruf, besonders nachhaltig zu sein. Zurecht? Ja, sagt Kiefer, denn zum einen ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, zum anderen ist es mineralischen Baustoffen in Sachen Dämmung überlegen. „Mit Holz erreicht man mit einem schlankeren Wandaufbau gute Dämmwerte“, betont Kiefer. Und was noch wichtiger ist: Ein Baum lagert in seiner Lebenszeit große Mengen an CO2 ein, das erst freigesetzt wird, falls das Holz verbrannt wird. „Ein Holzbau der Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte steht, ist damit eine Art ‚Klima-Kredit‘, da das gespeicherte CO2 in diesem Zeitraum nicht unsere Atmosphäre belastet.“
Auf FRANKLIN baut die GBG ein Haus mit 32 Wohneinheiten in Holzhybrid-Bauweise. Hybrid deswegen, weil neben Holz aus Brandschutz- und Statikgründen für Aufzugsschacht und Treppenläufe auch Beton eingesetzt wird. Die künftigen Bewohner*innen können sich dann nicht nur über ein angenehmes Raumklima freuen, sondern müssen sich auch in heißen Sommern keine Sorgen machen. „Im Vergleich zu Stein oder Beton speichert Holz Wärme nur gering“, führt Kiefer aus. „Das bedeutet, ein Holzbau heizt sich zwar schneller auf, kühlt aber wieder schneller aus.“ Die berüchtigte Sommerhitze, die Massivbauten auch nachts nicht abkühlen lässt, entsteht somit erst gar nicht. Wichtig ist lediglich ein intelligentes Nutzungsverhalten: am Tag verschatten und nachts gut lüften.
FRANKLIN Holzhybridhaus
Wohnhaus mit 32 Wohneinheiten, mehr Infos dazu hier.
Grundfläche (ohne Außenanlagen): 4.500 qm
Bauzeit: Oktober 2020 bis Dezember 2022
Investitionsvolumen: ca. 11 Mio. Euro
Bauweise: Holzhybridbau. Innenwände und Decken aus Massivholzplatten. Außenwände als Holzrahmenkonstruktionen. Aufzugsschacht und Treppenhäuser aus Beton.
Zwei weitere Holzhybrid-Bauprojekte der GBG-Gruppe sind die Grundschulen auf FRANKLIN und SPINELLI, die in die Verantwortung der BBS fallen. „Wir haben uns für eine Holzbauweise entschieden, da diese sehr gut zu diesen zukunftsweisenden, möglichst klimaneutralen Quartieren passt“, betont BBS-Geschäftsführer Peter Doberass. Ein weiterer Pluspunkt für Schulbauten aus Holz: Die Bauzeiten sind in der Regel deutlich kürzer, da sämtliche Elemente im Werk vorgefertigt und dann auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden müssen. Darüber hinaus kommt eine solche Bauweise modernen pädagogischen Konzepten entgegen: „Die Kinder und Jugendlichen lernen heute nicht mehr nur still am Tisch sitzend, sondern können sich häufig ihre Lernumgebung aussuchen“, erklärt Doberass. „Eine Schule aus Holz bietet mit ihren angenehmen und warmen Oberflächen ganz andere Möglichkeiten, wenn sich die Schüler*innen etwa auf die Treppe oder auf den Boden setzen möchten.“ Zudem sei ein Holzbau unempfindlicher: „Holz ist robust, bildet eine Patina und auch Abnutzungsspuren sehen meist eher besser als schlechter aus.“
„Eine Schule aus Holz bietet mit ihren angenehmen und warmen Oberflächen ganz andere Möglichkeiten.“
Peter Doberass
Spinellischule
Zweizügige Ganztagsgrundschule mit 8 Klassenzimmern für 224 Schüler*innen.
Grundfläche (ohne Außenanlagen): 3.200 qm
Bauzeit: September 2021 bis Januar 2024
Investitionsvolumen: ca. 17 Mio. Euro
Bauweise: Holzhybridbau. Rechteckiger Grundriss mit Fluchttreppenhäusern an jedem Ende sowie einem Kernbereich (WC-Anlagen, Aufzug, Versorgungsschächte etc.) aus Beton. Wände und Decken in Holzbauweise.
Franklinschule
Vierzügige Ganztagsgrundschule mit 16 Klassenzimmer für 448 Schüler*innen.
Grundfläche (ohne Außenanlagen): 5.600 qm
Bauzeit: April 2021 bis September 2023
Investitionsvolumen: ca. 33 Mio. Euro
Bauweise: Holzhybridbauweise mit Klassenräumen als einzelne „Häuschen“ aus Holz auf einer Stahlbetonplatte. Sporthallendach begehbar, Schulhof entsiegelt mit grünem Spielhügel.
Eine Schwierigkeit des Holzbaus ist laut Doberass jedoch die aktuelle Marktsituation. Die Versorgungslage mit Rohstoff ist prekär, die Preise für Holz steigen rasant. Gregor Kiefer kann das bestätigen und sieht darüber hinaus auch bei der Nachhaltigkeit noch Luft nach oben: „Mit unserer nachhaltigen Forstwirtschaft sind wir in Europa dazu in der Lage, ausreichend Holz für die hiesige Bauindustrie zu produzieren. Da Holz aber weltweit gekauft und gehandelt wird, wirken sich die langen Transportwege negativ auf die Nachhaltigkeit aus.“
Trotz dieser Einschränkungen ist man bei der GBG von der Holzbauweise überzeugt. So entstehen auf den Konversionsflächen diverse Holzbauvorhaben von Investoren, wie etwa auf SPINELLI oder eine Holzbau-Siedlung am Rande von FRANKLIN. In Schönau-Mitte hat die GBG zudem drei Mietshäuser – eines in konventioneller Kalksandsteinbauweise, eines aus Porenbeton und eines aus Holz – gebaut, die auch unter dem Namen Pilotprojekt als Forschungsbauten dienen. „Hier führen wir schon die ganze Zeit Messungen in Sache Wärmedynamik durch und wollen auch die Bewohnerinnen und Bewohner zu ihren Erfahrungen befragen, um aus dem direkten Vergleich ein besseres Bild von den unterschiedlichen Bauweisen zu gewinnen“, erläutert Kiefer das Projekt. Holzbau ist im Trend – und wird die GBG also noch weiterhin beschäftigen.